Dauerstress und schnelles Altern

Chronischer Stress beschleunigt Zellalterung, verkürzt Telomere, erhöht Entzündungen und schwächt das Immunsystem. Stressreduktion durch Schlaf, Bewegung, Ernährung und Achtsamkeit ist zentral für Longevity und kann epigenetische Schäden teilweise umkehren.

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Dauerstress und schnelles Altern

Warum Stressreduzierung eine der wichtigsten Bausteine der Longevity ist

Kommen Sie auch gerade vom jährlichen Gesundheitscheck zurück, mit den Worten im Ohr „Sie sollten dringend Ihren Stress“ reduzieren?

Oder lesen Sie gerade wieder einen Artikel, der Ihnen rät, Sie sollten mehr Yoga und Waldspaziergänge machen?

Also wenn es Ihnen so geht wie den meisten Menschen, denken wir: „Das brauchen wir nicht“.

Wir schauen auf unsere Liste der Longevity Maßnahmen und machen schon diszipliniert 9 von 10 Maßnahmen der Liste.
Dann kann das mit dem Stress jetzt nicht so schlimm sein. Die 9 Punkte gleichen doch den einen fehlenden Punkt „weniger Stress“ bei weitem wieder aus, oder? Oder nicht?

Hier lohnt es sich, das Thema Stressmanagement ein wenig tiefer zu beleuchten, um zu verstehen, warum Stressreduzierung einer der möglichen Hauptschlüssel für eine gesunde verlängerte Lebenserwartung sein könnte.

Stress ist zuerst mal eine gute und wichtige Reaktion des Körpers, die unsere Überlebenschance bei einer Begegnung mit einem Säbelzahntiger drastisch erhöht hatte. Stress ist also ein Überlebensmechanismus aus der Urzeit, der bei bedrohlichen oder sehr herausfordernden Situationen auftrat. Durch das schnelle Ausschütten von u.a. Cortisol und Adrenalin konnte der Urmensch sehr schnell mit Kampf oder Flucht reagieren. Sobald die Gefahrensituation jedoch wieder vorbei war, sank der Pegel der Stresshormone wieder und die schnelle Atmung, der hohe Blutdruck und die erhöhte Aufmerksamkeit sanken wieder. Der menschliche Körper kann daher mit diesen kurzfristigen Stresssituationen gut umgehen und diese fügen dem Körper auch keinen Schaden zu.

Problematisch wird es allerdings, wenn es nicht bei den kurzfristigen Reaktionen bleibt, sondern der Körper sich in einem Zustand des Dauerstresses befindet, d.h. wenn die Adrenalin- und Cortisolspiegel ständig dauerhaft erhöht sind. Dafür ist der Körper nicht gemacht und nimmt langfristig Schaden.

Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Schlafstörungen und Zellalterung sind nur einige der möglichen Folgen von Dauerstress.

Und Sie wissen wahrscheinlich schon, dass

  • Bluthochdruck u.a. Schäden an den Arterien verursacht,
  • Herz – Kreislauferkrankungen zu den Haupttodesursachen in der westlichen Welt zählen, und
  • Schlafstörungen, insbesondere eine Reduzierung des Tiefschlafs die Reparaturmechanismen des Körpers stören können.

Wir schauen uns jetzt aber im Detail das Thema Stress & Zellalterung mit der Longevity Brille an. Spätestens danach werden Sie wahrscheinlich tatsächlich entweder einen Yoga -Kurs buchen oder einen Waldspaziergang machen.

Zusammenhang zwischen Chronischem Stress und Longevity

Chronischer Stress verursacht laut Studien[1] neben den o.g. Problemen auch Probleme auf Zellebene im Körper. Genauer gesagt nimmt Stress Einfluss u.a. auf die Zellalterung, die Länge der Telomere und die Entzündungsparameter.

Was passiert bei Stress eigentlich genau in unserem Körper?
Stress wird nicht nur gefühlt, sondern ist tatsächlich auch ein biologischer Prozess, der unsere Genaktivität verändert.
Wie oben schon beschrieben schüttet unser Körper bei Stress, z.B. verursacht durch Gefahren, aber auch Überforderung, Sorgen, Konflikten etc. die Hormone Cortisol und Adrenalin in großen Mengen aus. Insbesondere der hohe Cortisolspiegel ist für Longevity problematisch, da er direkt auf Zellebene[2] wirkt.
Das Cortisol dringt in die Zellen ein und verbleibt dort, was zur Folge hat, dass bestimmte Gene abgeschaltet oder auch angeschaltet werden, Stichwort Epigenetik.  Für weitere Hintergründe dieses epigenetischen Prozesses hier auch unser Artikel zum Thema Epigenetik.

Da insbesondere Gene betroffen sind, die das Immunsystem, den Stoffwechsel und die Entzündungsprozesse steuern, hat das direkten Einfluss auf unseren Alterungsprozess.
Chronischer Stress führt daher unter anderem zu einem schlechteren Immunsystem, erhöhten Entzündungswerten und möglicherweise zu einem erhöhten oxydativen Stress, der unsere Zellen schneller altern lässt.
Dazu kommt der verhängnisvolle Effekt, das Dauerstress die Telomerase Aktivität hemmt, dies führt zu verkürzten Telomeren. Und wenn die Telomere zu kurz sind, hört die Zelle auf sich zu teilen und altert. Dieser Effekt, den Stress auf die Telomere hat, wurde in Studien[3] nachgewiesen.

Forscherin Elissa Epel und Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn fanden heraus:
Diese Beschleunigung des biologischen Alterns durch andauernden Stress führt daher zu einer Liste von möglichen Folgen:

  • Das Gedächtnis wird schlechter, da der Hippocampus beeinträchtigt wird
  • Die Energieproduktion der Zellen sinkt
  • Reparaturmechanismen auf DNA-Level werden geschwächt
  • Alte und nicht mehr ordnungsgemäß funktionierende Zellen häufen sich und führen zu einer zellulären Seneszenz
  • Es kann zu andauernden Entzündungen im Körper kommen

Jetzt kommen wir aber zu den wirklich guten Nachrichten:

Diese epigenetischen Veränderungen können teilweise wieder rückgängig gemacht werden. Sie erinnern sich bestimmt, Epigenetik heißt vereinfacht: Schalter hoch oder Schalter runter. Womit wir wieder bei Yoga und Waldbaden wären.
Studien haben nämlich gezeigt, dass bestimmte Aktivitäten und Maßnahmen positiv die Telomere, die Entzündungsprozesse und die Gene verändern und die negativen Effekte teilweise wieder umkehren können.
Viele dieser Aktivitäten und Maßnahmen sehen wir auch bei den Menschen in den sogenannten Blue Zones, die sehr lange gesund leben und sehr alt werden. 

Hier ein kurzer Überblick über wirksame Maßnahmen zur Stressreduzierung, die Sie einfach in Ihren Alltag integrieren können:

Bewegung /Sport
Ausdauertraining, Yoga und überhaupt Bewegung im Alltag fördern die Telomerase, also das Wachsen der Telomere und aktivieren Enzyme, die entzündungshemmend wirken

Schlaf
Guter und ausreichender Schlaf mit entsprechenden Tiefschlafphasen hilft dem Körper zu regenerieren, die DNA zu reparieren und die Balance der Hormone zu regulieren

Ernährung
Insbesondere die mediterrane Ernährung mit Olivenöl, Fisch und Gemüse gibt dem Körper wichtige Fettsäuren (Omega 3) und Polyphenole, die beide entzündungshemmend wirken

Achtsame Lebensführung
Integration von Mediation und Achtsamkeit in den Alltag reduziert messbar den Cortisol Spiegel und verlängert die Telomere [4]

Unser Fazit

Stress ist eine wichtige Reaktion unseres Körpers und solange er nur kurzfristig andauert, richtet er keinen großen Schaden an.
Dauerhafter Stress jedoch schadet nicht nur unserem Körper, sondern verändert epigenetisch auch unsere DNA. Dadurch entstehen unerwünschte Effekte wie vorzeitige Alterung, Entzündungen und Probleme mit dem Immunsystem.
Stressreduktion sollte daher unserer Meinung auf Platz 1 der Longevity Maßnahmen stehen. Zumal man diese unerwünschten Effekte tatsächlich stoppen und teilweise auch umkehren kann.

Sehen wir uns beim Yoga oder Waldbaden?

[1] Relationship Between Perceived Stress and Telomere Length
[2] Mechanism linking stress to physical illness, aging
[3] Accelerated telomere shortening in response to life stress
[4] Effects of Mindfulness-Based Interventions on Telomere Length

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