Xenohormesis: Eine Theorie, dass Pflanzenstoffe, die auf Stress reagieren, dem menschlichen Körper signalisieren können, Schutzmechanismen zu aktivieren.

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Sich den Stress zu Nutze machen: Xenohormesis

Die Idee der Xenohormesis stammt aus der Evolutionstheorie und wurde von Wissenschaftlern wie David Sinclair, einem führenden Langlebigkeitsforscher an der Harvard Medical School, populär gemacht. Die Grundidee ist faszinierend: Pflanzen, die unter Stressbedingungen wie Dürre oder UV-Strahlung überleben, produzieren spezielle Moleküle, um sich zu schützen. Wenn Menschen diese Moleküle durch den Verzehr von Pflanzen aufnehmen, können sie ähnliche Schutzmechanismen im Körper aktivieren, die zur Gesundheit und Langlebigkeit beitragen.

Ein bekanntes Beispiel ist Resveratrol, ein Polyphenol, das in der Schale von Trauben vorkommt. Pflanzen produzieren Resveratrol als Abwehrmechanismus gegen schädliche Umwelteinflüsse. Studien haben gezeigt, dass Resveratrol im menschlichen Körper Sirtuine aktivieren kann – Proteine, die mit der Regulation von Alterungsprozessen und der Förderung der Zellgesundheit in Verbindung stehen. Diese Entdeckung hat das Interesse an Xenohormesis stark angefacht, da sie einen direkten Zusammenhang zwischen pflanzlichen Stressmolekülen und menschlicher Gesundheit herstellt.

Ein weiterer interessanter Aspekt der Xenohormesis-Theorie ist die Rolle von Bitterstoffen, die in vielen Kräutern und Gemüsesorten vorkommen. Diese Bitterstoffe sind oft das Ergebnis von Stressbedingungen und haben im menschlichen Körper eine Vielzahl von positiven Effekten, wie die Förderung der Verdauung und die Reduktion von Entzündungen.

Xenohormesis bietet eine faszinierende Erklärung dafür, warum eine Ernährung reich an pflanzlichen Lebensmitteln so viele gesundheitliche Vorteile bietet. Es geht nicht nur um die Nährstoffe, die wir direkt von den Pflanzen erhalten, sondern auch um die molekularen Signale, die diese Pflanzenmoleküle in unserem Körper auslösen. Diese Signale können Schutzmechanismen aktivieren, die uns helfen, besser mit Stress umzugehen, Krankheiten zu bekämpfen und möglicherweise länger zu leben.

Die Forschung in diesem Bereich steckt noch in den Kinderschuhen, doch die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Wenn sich die Xenohormesis-Theorie weiter bestätigt, könnte sie die Entwicklung neuer Nahrungsergänzungsmittel und Diäten inspirieren, die gezielt pflanzliche Stressmoleküle nutzen, um die Gesundheit und Langlebigkeit zu fördern.

 

Quellen:

  1. Sinclair, D. A., & Howitz, K. T. (2006). Xenohormesis: Sensing the chemical cues of other species. Cell, 126(3), 395-398.
  2. Baur, J. A., & Sinclair, D. A. (2006). Therapeutic potential of resveratrol: the in vivo evidence. Nature Reviews Drug Discovery, 5(6), 493-506.
  3. Howitz, K. T., & Sinclair, D. A. (2008). Xenohormesis: Linking plant stress to animal longevity. Aging Cell, 7(1), 21-28.
  4. Lamming, D. W., & Wood, J. G. (2012). Xenohormesis: Caloric restriction and longevity signaling pathways across species. Aging, 4(3), 170-177.
  5. Ristow, M., & Schmeisser, S. (2014). Mitohormesis: Promoting health and lifespan by increased levels of reactive oxygen species (ROS). Dose-Response, 12(2), 288-341.

 

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