Metformin: kann funktionieren, muss aber nicht.
Metformin ist eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Behandlung von Typ-2-Diabetes. Es wirkt, indem es die Leber daran hindert, zu viel Glukose zu produzieren, und gleichzeitig die Insulinsensitivität in den Zellen erhöht. Seit seiner Einführung in den 1950er Jahren hat sich Metformin als äußerst effektiv und sicher erwiesen, was zu seiner weiten Verbreitung in der Behandlung von Diabetes geführt hat.
In den letzten Jahren haben jedoch einige spannende Studien gezeigt, dass Metformin weit mehr als nur ein Mittel zur Blutzuckerkontrolle sein könnte. Forscher wie Dr. Nir Barzilai vom Albert Einstein College of Medicine haben begonnen, die potenziellen Anti-Aging-Effekte von Metformin zu untersuchen. Barzilais Forschung, insbesondere im Rahmen der TAME-Studie (Targeting Aging with Metformin), hat das Ziel, zu prüfen, ob Metformin das Risiko für altersbedingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Demenz senken und die Lebensspanne verlängern kann.
Die Hypothese hinter Metformins Anti-Aging-Wirkung basiert auf mehreren Mechanismen. Einer der wichtigsten ist die Aktivierung des AMPK-Signalwegs (AMP-aktivierte Proteinkinase), der eine Schlüsselrolle im Energiestoffwechsel und in der Zellgesundheit spielt. Durch die Aktivierung von AMPK fördert Metformin Prozesse wie die Autophagie, bei der beschädigte Zellbestandteile abgebaut und recycelt werden. Dies trägt zur Erhaltung der Zellfunktion und zur Vermeidung von altersbedingten Schäden bei (Rena et al., 2013).
Ein weiterer interessanter Aspekt von Metformin ist seine potenzielle Wirkung auf die mitochondriale Gesundheit. Studien haben gezeigt, dass Metformin die Effizienz der Mitochondrien verbessern kann, was zu einer Reduktion von oxidativem Stress führt – einem Hauptfaktor, der zum Altern und zu altersbedingten Krankheiten beiträgt. Diese Effekte auf die Mitochondrien könnten erklären, warum Metformin nicht nur bei Diabetikern, sondern auch bei gesunden älteren Menschen positive gesundheitliche Auswirkungen haben könnte.
Ein Beispiel aus der Praxis: In der Diabetes-Präventionsstudie (DPP) wurde festgestellt, dass Metformin nicht nur bei der Prävention von Diabetes wirksam ist, sondern auch das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert. Diese Ergebnisse haben dazu geführt, dass Metformin als potenzielles Mittel zur Prävention von altersbedingten Krankheiten in Betracht gezogen wird (Rena et al., 2013).
Allerdings ist die Anwendung von Metformin als Anti-Aging-Mittel noch umstritten und wird intensiv erforscht. Während die bisherigen Ergebnisse vielversprechend sind, sind weitere Studien erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen von Metformin auf die Lebensdauer und die allgemeine Gesundheit zu verstehen.
Quellen
- Barzilai, N., Crandall, J. P., Kritchevsky, S. B., & Espeland, M. A. (2016). Metformin as a Tool to Target Aging. Cell Metabolism, 23(6), 1060-1065. DOI: 10.1016/j.cmet.2016.05.011
- Rena, G., Pearson, E. R., & Sakamoto, K. (2013). Molecular mechanism of action of metformin: old or new insights? Diabetologia, 56(9), 1898-1906. DOI: 10.1007/s00125-013-2991-0
- Pollak, M. (2010). Metformin and other biguanides in oncology: advancing the research agenda. Cancer Prevention Research, 3(9), 1060-1065. DOI: 10.1158/1940-6207.CAPR-10-0193