Melatonin: Ein Hormon, das den Schlaf-Wach-Zyklus reguliert und antioxidative Eigenschaften hat.

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Mit Melatonin zum Schlaf der Gerechten?

Melatonin ist weit mehr als nur ein „Schlafhormon“. Es ist ein multifunktionales Molekül, das in der Medizin und der Forschung zunehmend Beachtung findet. Bekannt für seine zentrale Rolle im Schlaf-Wach-Zyklus, hilft Melatonin dem Körper, einen gesunden Rhythmus zwischen Schlaf und Wachsein aufrechtzuerhalten. Doch die Fähigkeiten dieses Hormons gehen weit über den Schlaf hinaus – es ist auch ein mächtiges Antioxidans, das die Zellen vor schädlichen freien Radikalen schützt, was einen wichtigen Beitrag zur Zellgesundheit und möglicherweise zur Langlebigkeit leisten kann.

Die Produktion von Melatonin beginnt in der Zirbeldrüse, einem kleinen, erbsengroßen Organ tief im Gehirn. Diese Drüse reagiert auf den Wechsel von Licht und Dunkelheit. Sobald es dunkel wird, steigt die Melatoninproduktion an, was das Gehirn darauf vorbereitet, zur Ruhe zu kommen. Dieser natürliche Prozess wird jedoch durch den modernen Lebensstil oft gestört – zum Beispiel durch künstliches Licht von Bildschirmen oder Nachtschichten, was zu Schlafstörungen führen kann.

Neben seiner Rolle im Schlaf ist Melatonin ein starkes Antioxidans. Es neutralisiert freie Radikale, die für Zellschäden und das Fortschreiten vieler altersbedingter Erkrankungen verantwortlich sind. Diese antioxidative Wirkung von Melatonin wird in der Forschung zunehmend untersucht. Ein Beispiel aus der Praxis ist die Anwendung von Melatonin in der Krebstherapie, wo es als adjuvante Therapie verwendet wird, um Nebenwirkungen der konventionellen Behandlung zu mildern und die DNA vor Schäden zu schützen.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist die Forschung von Dr. Russel J. Reiter, einem führenden Wissenschaftler im Bereich der Melatonin-Forschung. Seine Arbeiten haben gezeigt, dass Melatonin nicht nur als Antioxidans wirkt, sondern auch die mitochondriale Funktion verbessert, was essenziell für die Energieproduktion in den Zellen und für die Zellgesundheit insgesamt ist.

Interessanterweise gibt es auch Studien, die darauf hindeuten, dass Melatonin dazu beitragen könnte, das epigenetische Alter – das biologische Alter der Zellen – zu reduzieren. Dies ist besonders relevant in der Diskussion um Langlebigkeit und Anti-Aging-Strategien. Melatonin kann die Expression bestimmter Gene beeinflussen, die mit dem Alterungsprozess in Verbindung stehen, und so möglicherweise das Tempo des Alterns verlangsamen.

Während Melatonin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln weit verbreitet ist, sollte seine Verwendung mit Bedacht erfolgen, da übermäßige oder unsachgemäße Einnahme den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus stören könnte. Bei korrekter Anwendung kann Melatonin jedoch ein wirksames Mittel zur Verbesserung des Schlafs, zum Schutz der Zellen und möglicherweise sogar zur Verlängerung der Lebensspanne sein.

 

Quellen

  1. Reiter, R. J., Tan, D. X., & Galano, A. (2014). Melatonin: Exceeding expectations. Physiology (Bethesda, Md.), 29(5), 325-333. DOI: 10.1152/physiol.00014.2014
  2. Hardeland, R. (2005). Antioxidative protection by melatonin: multiplicity of mechanisms from radical detoxification to radical avoidance. Endocrine, 27(2), 119-130. DOI: 10.1385/ENDO:27:2:119
  3. Pandi-Perumal, S. R., Zisapel, N., Srinivasan, V., & Cardinali, D. P. (2005). Melatonin and sleep in aging population. Experimental Gerontology, 40(12), 911-925. DOI: 10.1016/j.exger.2005.08.009

 

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