Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor 1 (IGF-1): Ein Hormon, das eine Rolle in Wachstum und Zellteilung spielt und mit Langlebigkeit assoziiert wird.

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Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor 1 – mit voller Kraft voraus

IGF-1, oder Insulin-like Growth Factor 1, ist ein Protein, das eng mit Insulin verwandt ist und eine zentrale Rolle bei der Regulierung von Wachstum und Entwicklung im Körper spielt. Produziert hauptsächlich in der Leber, wirkt IGF-1 als Wachstumsförderer, der die Zellteilung und das Zellwachstum in verschiedenen Geweben anregt. Seine Bedeutung reicht jedoch weit über das Wachstum hinaus, da es auch tiefgreifende Auswirkungen auf das Altern und die Langlebigkeit hat.

In den frühen Lebensjahren fördert IGF-1 das Körperwachstum, indem es die Knochen- und Muskelbildung unterstützt. Diese anabolen Eigenschaften machen IGF-1 zu einem wichtigen Faktor für die körperliche Entwicklung. Interessanterweise zeigen Studien jedoch, dass hohe IGF-1-Spiegel im Erwachsenenalter mit bestimmten altersbedingten Krankheiten wie Krebs in Verbindung gebracht werden können.

Ein faszinierender Aspekt der Forschung rund um IGF-1 ist die Beziehung zwischen niedrigen IGF-1-Spiegeln und einer verlängerten Lebensdauer. Studien an verschiedenen Organismen, von Hefen und Würmern bis hin zu Mäusen, haben gezeigt, dass eine Reduzierung der IGF-1-Aktivität mit einer längeren Lebensspanne verbunden sein kann. Ein bekanntes Beispiel stammt aus einer Studie, die an Mäusen durchgeführt wurde, bei der Forscher entdeckten, dass Mäuse mit genetisch reduzierten IGF-1-Spiegeln länger lebten und seltener an Krebs erkrankten (Holzenberger et al., 2003).

In der menschlichen Forschung gibt es Hinweise darauf, dass Menschen mit bestimmten genetischen Mutationen, die die IGF-1-Signalgebung verringern, länger leben und seltener an altersbedingten Krankheiten leiden. Ein Beispiel sind die Mitglieder der Laron-Familie, einer Bevölkerungsgruppe in Ecuador, die eine genetische Mutation aufweist, die die IGF-1-Aktivität blockiert. Diese Menschen sind nicht nur resistent gegen Krebs, sondern zeigen auch Anzeichen einer längeren Lebensdauer.

Dennoch ist die Rolle von IGF-1 in der Langlebigkeit komplex. Während niedrige IGF-1-Spiegel mit einer längeren Lebensdauer in Verbindung gebracht werden, kann ein zu niedriger Spiegel auch nachteilige Auswirkungen haben, insbesondere auf die Muskelmasse und die Knochengesundheit. Daher besteht ein zunehmendes Interesse daran, ein Gleichgewicht zu finden, bei dem die Vorteile von niedrigeren IGF-1-Spiegeln genutzt werden, ohne die Risiken zu erhöhen.

Dr. Valter Longo, ein führender Forscher auf dem Gebiet der Langlebigkeit, hat in seiner Arbeit zur „Fasten-Mimetik-Diät“ gezeigt, dass bestimmte Ernährungsstrategien, wie die Kalorienrestriktion oder Proteinreduktion, die IGF-1-Spiegel senken können, was potenziell zu einer verlängerten Lebensdauer führt. Diese Diäten simulieren die Effekte des Fastens, das die IGF-1-Spiegel auf natürliche Weise reduziert und damit möglicherweise die Zellalterung verlangsamt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass IGF-1 ein entscheidender Regulator für das Wachstum und die Zellteilung ist, aber seine Rolle im Alterungsprozess und in der Langlebigkeit ist komplex und zweischneidig. Die Forschung in diesem Bereich entwickelt sich ständig weiter, mit dem Ziel, die feine Balance zu finden, die das Altern verlangsamen könnte, ohne die Gesundheit zu gefährden.

 

Quellen:

  1. Holzenberger, M., Dupont, J., Ducos, B., Leneuve, P., Géloën, A., Even, P. C., ... & Le Bouc, Y. (2003). IGF-1 receptor regulates lifespan and resistance to oxidative stress in mice. Nature, 421(6919), 182-187. DOI: 10.1038/nature01298.
  2. Longo, V. D., & Mattson, M. P. (2014). Fasting: molecular mechanisms and clinical applications. Cell Metabolism, 19(2), 181-192. DOI: 10.1016/j.cmet.2013.12.008.
  3. Guevara-Aguirre, J., Balasubramanian, P., Guevara-Aguirre, M., Wei, M., Madia, F., Cheng, C. W., ... & Longo, V. D. (2011). Growth hormone receptor deficiency is associated with a major reduction in pro-aging signaling, cancer, and diabetes in humans. Science Translational Medicine, 3(70), 70ra13. DOI: 10.1126/scitranslmed.3001845.

 

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