Glycin – ein weiterer Alleskönner
Glycin ist eine der einfachsten und kleinsten Aminosäuren, die im menschlichen Körper vorkommen. Trotz ihrer Einfachheit spielt sie eine entscheidende Rolle in vielen biologischen Prozessen. Glycin ist an der Synthese von Proteinen beteiligt, die die Struktur und Funktion der Zellen unterstützen. Darüber hinaus wirkt es als Neurotransmitter im zentralen Nervensystem und kann dabei helfen, Nervensignale zu modulieren und zu hemmen, was für die Gehirnfunktion und den Schlaf wichtig ist.
Die entzündungshemmenden Eigenschaften von Glycin haben es in den Fokus der Forschung gerückt, insbesondere in Bezug auf das Altern. Chronische Entzündungen werden zunehmend als eine der Hauptursachen für altersbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Arthritis und neurodegenerative Krankheiten erkannt. Hier kommt Glycin ins Spiel. Studien haben gezeigt, dass Glycin die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen verringern kann, was das Risiko für solche Erkrankungen senkt.
Ein faszinierendes Beispiel aus der Forschung ist eine Studie, die im Journal of Immunology veröffentlicht wurde. Diese Untersuchung zeigte, dass Glycin entzündungshemmende Effekte auf Makrophagen – eine Art von weißen Blutkörperchen – hatte, die für die Abwehr von Infektionen und die Entzündungsreaktion im Körper verantwortlich sind. Diese Entdeckung legt nahe, dass Glycin ein potenzielles Therapeutikum zur Behandlung oder Vorbeugung von chronischen Entzündungen sein könnte.
Ein praktisches Beispiel für die Anwendung von Glycin ist die Nahrungsergänzung in der älteren Bevölkerung, um Entzündungen zu reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden zu fördern. Da Glycin auch als Vorläufer für Glutathion dient, eines der stärksten Antioxidantien des Körpers, trägt es zusätzlich dazu bei, oxidative Schäden zu verringern, die ebenfalls mit dem Alterungsprozess in Verbindung stehen.
Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Glycin den Schlaf verbessert, was ebenfalls zur Langlebigkeit beitragen kann. Ein tiefer und erholsamer Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Körpers und die Aufrechterhaltung der kognitiven Funktionen im Alter. Eine Studie, die im Sleep and Biological Rhythms Journal veröffentlicht wurde, zeigte, dass die Einnahme von Glycin vor dem Schlafengehen die Schlafqualität verbessern kann, indem sie die Körperkerntemperatur senkt und das Einschlafen erleichtert.
Obwohl Glycin leicht über die Nahrung aufgenommen werden kann – es ist in Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch, Bohnen und Milchprodukten enthalten – könnte eine gezielte Supplementierung im Alter zusätzliche gesundheitliche Vorteile bieten. Besonders in der älteren Bevölkerung, bei der die Entzündungsmarker oft erhöht sind, könnte Glycin helfen, chronische Entzündungen zu bekämpfen und somit einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und Langlebigkeit leisten.
Quellen:
- Wheeler, M. D., Ikejema, K., Enomoto, N., Stacklewitz, R. F., Seabra, V., Zhong, Z., ... & Thurman, R. G. (1999). Glycine: a new anti-inflammatory immunonutrient. Cellular and Molecular Life Sciences CMLS, 56(9-10), 843-856. DOI: 10.1007/s000180050022.
- Yamashita, T., Yamashita, K., & Tani, T. (2007). A Glycine-Free Diet Enhances Inflammatory Responses in Mice with Dextran Sulfate Sodium-Induced Colitis. Journal of Nutrition, 137(12), 2819-2824. DOI: 10.1093/jn/137.12.2819.
- Inagawa, K., Nagasaka, H., Tsubouchi, M., Hino, K., Nagaya, T., & Sakamoto, K. (2006). Effect of glycine ingestion on sleep quality. Sleep and Biological Rhythms, 4(1), 75-77. DOI: 10.1111/j.1479-8425.2006.00192.x.