Genetischer Einfluss auf das Altern: Die Rolle, die Gene und genetische Variationen im Prozess des Alterns spielen.

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Genetischer Einfluss, oder: der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

Wenn man sich fragt, warum einige Menschen scheinbar mühelos ein hohes Alter erreichen, während andere frühzeitig an altersbedingten Krankheiten leiden, kommt man nicht umhin, den genetischen Einfluss auf das Altern in Betracht zu ziehen. Unsere Gene spielen eine entscheidende Rolle dabei, wie schnell oder langsam wir altern und wie widerstandsfähig wir gegenüber den Herausforderungen des Alterns sind.

Der Begriff "genetischer Einfluss auf das Altern" bezieht sich auf die Rolle, die unsere Gene – also die DNA, die wir von unseren Eltern erben – im Prozess des Alterns spielen. Genetische Variationen, die kleinen Unterschiede in den DNA-Sequenzen, können dabei maßgeblich beeinflussen, wie lange wir leben und wie gesund wir dabei bleiben.

Eines der bekanntesten Gene, das mit der Langlebigkeit in Verbindung gebracht wird, ist das FOXO3-Gen. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die bestimmte Varianten dieses Gens tragen, eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit haben, über 100 Jahre alt zu werden. Das FOXO3-Gen spielt eine Schlüsselrolle in der Regulation von Zellschutzmechanismen, die den Körper vor Stress und Zellschäden schützen, zwei wesentlichen Faktoren des Alterungsprozesses. Ein Beispiel aus der Forschung kommt von Dr. Bradley Willcox von der University of Hawaii, der eine Gruppe von Hundertjährigen untersuchte und feststellte, dass viele von ihnen die schützenden Varianten des FOXO3-Gens tragen.

Ein weiteres spannendes Beispiel ist das Klotho-Gen, das nach der griechischen Göttin des Schicksals benannt ist. Es wurde erstmals 1997 entdeckt und seitdem als wichtiger Faktor für die Regulierung des Alterungsprozesses anerkannt. Menschen, die höhere Mengen des Klotho-Proteins produzieren, neigen dazu, eine längere Lebenserwartung und eine bessere kognitive Funktion im Alter zu haben. Forscher wie Dr. Makoto Kuro-o, der das Gen entdeckte, haben gezeigt, dass Mäuse, denen dieses Gen fehlt, schneller altern, während die Überexpression von Klotho bei Mäusen zu einer längeren Lebensdauer führt.

Doch nicht nur einzelne Gene spielen eine Rolle. Das Zusammenspiel vieler Gene, die in Signalwege wie den mTOR- oder den AMPK-Weg involviert sind, kann den Alterungsprozess stark beeinflussen. Diese Signalwege steuern den Zellstoffwechsel, die Reparaturmechanismen der Zellen und die Reaktion auf Umweltstressoren. Studien, wie die von Dr. David Sabatini am MIT, haben gezeigt, dass die Modulation dieser Signalwege das Leben von Organismen wie Mäusen und Fruchtfliegen verlängern kann.

Ein anschauliches Beispiel aus dem täglichen Leben: Stellen Sie sich vor, zwei Menschen haben ein sehr ähnliches Leben geführt – sie haben ähnliche Essgewohnheiten, treiben Sport und rauchen nicht. Dennoch kann einer von ihnen früher an Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkranken, während der andere bis ins hohe Alter gesund bleibt. Ein möglicher Grund könnte in den genetischen Variationen liegen, die ihre Zellen auf unterschiedliche Weise vor Schäden schützen oder reparieren.

Trotz dieser faszinierenden Erkenntnisse ist es wichtig zu betonen, dass Gene nicht unser Schicksal versiegeln. Während unsere genetische Ausstattung uns gewisse Vor- oder Nachteile im Alterungsprozess geben kann, spielen auch Umweltfaktoren und Lebensstilentscheidungen eine entscheidende Rolle. Forschungen zeigen, dass eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein stressarmes Leben ebenfalls starke Einflussfaktoren auf die Lebenserwartung sind.

Die Erforschung des genetischen Einflusses auf das Altern steht noch am Anfang, doch sie bietet ein enormes Potenzial, um nicht nur zu verstehen, warum wir altern, sondern auch, wie wir den Prozess möglicherweise verlangsamen können.

 

Quellen:

  1. Willcox, B. J., Willcox, D. C., & Hsueh, W. C. (2008). FOXO3A genotype is strongly associated with human longevity. Proceedings of the National Academy of Sciences, 105(37), 13987-13992. DOI: 10.1073/pnas.0801030105.
  2. Kuro-o, M., Matsumura, Y., Aizawa, H., Kawaguchi, H., Suga, T., Utsugi, T., ... & Nabeshima, Y. I. (1997). Mutation of the mouse klotho gene leads to a syndrome resembling ageing. Nature, 390(6655), 45-51. DOI: 10.1038/36285.
  3. Sabatini, D. M., & Laplante, M. (2012). mTOR signaling in growth control and disease. Cell, 149(2), 274-293. DOI: 10.1016/j.cell.2012.03.017.

 

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