Fisetin ist ein Flavonoid, das entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften hat und seneszente Zellen eliminieren kann.

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Fisetin ist fies zu überflüssigen Zellen

Fisetin, ein natürlich vorkommendes Flavonoid, das in vielen Früchten und Gemüsesorten wie Erdbeeren, Äpfeln und Zwiebeln enthalten ist, hat in den letzten Jahren zunehmende Aufmerksamkeit in der Wissenschaftsgemeinde erlangt. Das liegt vor allem an seinen beeindruckenden gesundheitlichen Eigenschaften, die über die typischen Vorteile von Antioxidantien hinausgehen. Aber was genau macht Fisetin so besonders?

Zunächst einmal ist Fisetin ein starkes Antioxidans. Das bedeutet, es hilft dem Körper, schädliche freie Radikale zu neutralisieren – jene instabilen Moleküle, die Zellschäden verursachen und zum Alterungsprozess beitragen können. Diese antioxidative Wirkung schützt die Zellen vor oxidativem Stress, einem der Hauptfaktoren, die mit altersbedingten Krankheiten in Verbindung gebracht werden. Doch Fisetin kann noch mehr: Es ist auch ein wirksames entzündungshemmendes Mittel. Chronische Entzündungen sind ein weiterer entscheidender Faktor bei der Entstehung von Alterskrankheiten wie Arthritis, Herzerkrankungen und sogar Krebs. Fisetin wirkt, indem es Entzündungsprozesse im Körper unterdrückt, was dazu beitragen kann, das Risiko solcher Krankheiten zu verringern.

Der wirklich faszinierende Aspekt von Fisetin liegt jedoch in seiner Fähigkeit, seneszente Zellen zu eliminieren. Seneszente Zellen sind Zellen, die ihre Teilungsfähigkeit verloren haben und stattdessen in einem Zustand des Stillstands verharren. Obwohl diese Zellen nicht mehr aktiv zur Gewebefunktion beitragen, geben sie entzündliche Signale ab, die das umliegende Gewebe schädigen und die Alterung fördern können. Dieser Prozess wird als "zelluläre Seneszenz" bezeichnet und ist ein bedeutender Faktor im Alterungsprozess.

Forschungsergebnisse aus dem Labor von Dr. Paul D. Robbins und Dr. Laura J. Niedernhofer vom Scripps Research Institute haben gezeigt, dass Fisetin in der Lage ist, diese seneszenten Zellen gezielt abzubauen, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Ihre Studien, die unter anderem in der Fachzeitschrift EBioMedicine veröffentlicht wurden, haben gezeigt, dass Mäuse, die Fisetin erhielten, eine signifikante Reduktion von seneszenten Zellen aufwiesen und infolgedessen länger lebten und gesünder alterten. Diese Erkenntnisse haben das Interesse an Fisetin als ein sogenanntes "Senolytikum" – ein Mittel, das seneszente Zellen zerstört – erheblich gesteigert.

Ein anschauliches Beispiel aus dem Alltag: Stellen Sie sich Ihren Körper als eine Stadt vor, in der jedes Gebäude eine Zelle darstellt. Im Laufe der Zeit werden einige dieser Gebäude unbewohnbar – sie verfallen und ziehen das umliegende Viertel mit herunter. Fisetin wirkt hier wie ein Abrissunternehmen, das die alten, verlassenen Gebäude entfernt, sodass Platz für neue, gesunde Strukturen entsteht. Dadurch bleibt die Stadt – also Ihr Körper – funktionstüchtig und attraktiv.

Die potenziellen Vorteile von Fisetin sind so vielversprechend, dass es inzwischen in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln verwendet wird, die auf die Förderung der Langlebigkeit abzielen. Trotz dieser positiven Ergebnisse ist es wichtig zu betonen, dass die Forschung zu Fisetin und seinen Langzeitwirkungen auf den Menschen noch in den Kinderschuhen steckt. Weitere Studien, insbesondere klinische Studien am Menschen, sind erforderlich, um die vollen Auswirkungen und die optimale Dosierung von Fisetin zu verstehen.

 

Quellen:

  1. Robbins, P. D., & Niedernhofer, L. J. (2017). Fisetin is a senotherapeutic that extends health and lifespan. EBioMedicine, 36, 18-28. DOI: 10.1016/j.ebiom.2017.09.003.
  2. You, H. J., Ahn, H. J., Ji, G. E., & Kang, M. S. (2017). Fisetin Inhibits Inflammatory Responses in Periodontal Ligament Cells and Macrophages. Journal of Periodontology, 88(4), e90-e98. DOI: 10.1902/jop.2016.160554.
  3. Seeram, N. P., Berry, N. S., & Nair, M. G. (2003). Fisetin, a dietary flavonoid, induces apoptosis in human colon cancer cells. Journal of Agricultural and Food Chemistry, 51(5), 1177-1181. DOI: 10.1021/jf020849b.

 

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