Bioverfügbarkeit beschreibt die Effizienz, mit der ein Nährstoff oder Medikament vom Körper aufgenommen und genutzt wird.

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Hohe Bioverfügbarkeit – oder der Weg durchs Nadelöhr

Der Begriff „Bioverfügbarkeit" mag technisch klingen, aber er spielt eine wesentliche Rolle in unserem täglichen Leben, besonders wenn es um die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten geht. Einfach ausgedrückt, beschreibt die Bioverfügbarkeit, wie effizient ein Wirkstoff von unserem Körper aufgenommen und genutzt wird. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen ein Vitaminpräparat ein. Die Bioverfügbarkeit bestimmt, wie viel von diesem Vitamin tatsächlich in Ihrem Blutkreislauf ankommt und wie effektiv es in Ihren Zellen wirken kann.

Ein anschauliches Beispiel dafür ist Curcumin, der aktive Bestandteil von Kurkuma. Curcumin hat starke entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, aber es hat von Natur aus eine sehr niedrige Bioverfügbarkeit. Das bedeutet, dass der Körper es nicht gut aufnimmt und selbst wenn Sie große Mengen an Kurkuma zu sich nehmen, gelangt nur ein kleiner Teil davon tatsächlich in Ihr Blut. Forscher haben verschiedene Methoden entwickelt, um die Bioverfügbarkeit von Curcumin zu erhöhen, wie die Kombination mit Piperin, einem Bestandteil von schwarzem Pfeffer oder die Verwendung von Liposomen, die Curcumin "verpacken" und seine Aufnahme verbessern.

Die Bioverfügbarkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Art des Wirkstoffs, der Formulierung des Produkts, der Art und Weise, wie es eingenommen wird (z. B. oral, intravenös) und sogar vom Zustand des Verdauungssystems des Einzelnen. Ein weiteres bekanntes Beispiel ist das Vitamin B12. Viele ältere Menschen haben Schwierigkeiten, Vitamin B12 aus der Nahrung aufzunehmen, da die Magensäure, die für seine Freisetzung aus der Nahrung notwendig ist, im Alter oft abnimmt. In solchen Fällen kann eine sublinguale (unter der Zunge) Einnahme oder eine Injektion die Bioverfügbarkeit drastisch verbessern.

Die Wissenschaft hinter der Bioverfügbarkeit ist komplex und hat erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln. Pharmaunternehmen investieren erhebliche Mittel in die Forschung und Entwicklung, um die Bioverfügbarkeit ihrer Produkte zu maximieren. Dies kann durch spezielle Formulierungen erreicht werden, die den Wirkstoff stabil halten und seine Aufnahme im Körper verbessern. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Verbesserung der Bioverfügbarkeit von Statinen, Medikamenten zur Senkung des Cholesterinspiegels, durch die Kombination mit bestimmten Nahrungsfetten.

In der Praxis bedeutet eine hohe Bioverfügbarkeit, dass ein Wirkstoff effektiver ist, weil er schneller und in größeren Mengen in den Blutkreislauf gelangt. Bei Medikamenten ist dies besonders wichtig, da eine niedrige Bioverfügbarkeit dazu führen kann, dass höhere Dosen erforderlich sind, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, was wiederum das Risiko von Nebenwirkungen erhöht.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Bioverfügbarkeit von pflanzlichen Nährstoffen. Forscher haben festgestellt, dass die Bioverfügbarkeit von Nährstoffen aus pflanzlichen Quellen oft geringer ist als die aus tierischen Quellen. Dies hat zu einer zunehmenden Forschung geführt, um Wege zu finden, die Aufnahme dieser wichtigen Nährstoffe zu verbessern, sei es durch neue Formulierungen oder durch die Kombination mit anderen Substanzen, die die Absorption erleichtern.

 

Quellen:

  1. Shoba, G., Joy, D., Joseph, T., Majeed, M., Rajendran, R., & Srinivas, P. S. (1998). Influence of piperine on the pharmacokinetics of curcumin in animals and human volunteers. Planta Medica, 64(4), 353-356. DOI: 10.1055/s-2006-957450.
  2. *Srinivasan, M. (2013). Curcumin: Turning poor bioavailability to its advantage. BioFactors, 39(1), 51-61. DOI: 10.1002/biof.1071.
  3. Watanabe, F. (2007). Vitamin B12 sources and bioavailability. Experimental Biology and Medicine, 232(10), 1266-1274. DOI: 10.3181/0703-MR-67.
  4. Schoenfeld, P. S., & Kahan, S. (2008). Effects of food and fat intake on statin efficacy. Current Atherosclerosis Reports, 10(1), 51-56. DOI: 10.1007/s11883-008-0010-4.
  5. Ghasemi, F., Bagheri, H., & Barreto, G. E. (2019). Liposomal Nanocarriers: A Potential Treatment for Alzheimer’s Disease? Journal of Neuroscience Research, 97(10), 1115-1127. DOI: 10.1002/jnr.24460.

 

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