Biomarker sind messbare Indikatoren für biologische Zustände, die im Zusammenhang mit Alterung und Langlebigkeit untersucht werden.

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Mit Biomarkern Unsichtbares sichtbar machen

Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Fenster, durch das Sie in Ihren Körper schauen könnten, um zu sehen, wie gesund Sie wirklich sind, unabhängig davon, wie Sie sich fühlen oder wie Sie aussehen. Genau das ermöglichen Biomarker – diese messbaren Indikatoren sind wie kleine Fenster, die uns zeigen, was unter der Oberfläche vor sich geht.

Ein Biomarker kann alles Mögliche sein: ein Molekül im Blut, ein Hormonspiegel, eine spezifische Genexpression oder sogar die Länge deiner Telomere, die schützenden Enden deiner Chromosomen. Diese Marker liefern wertvolle Informationen darüber, wie gut oder schlecht dein Körper altert. Wissenschaftler nutzen sie, um besser zu verstehen, was im Laufe des Lebens mit unserem Körper passiert und um Interventionen zu entwickeln, die das Altern verlangsamen könnten.

Ein anschauliches Beispiel für einen Biomarker ist der Blutzuckerspiegel. Wenn du regelmäßig deinen Blutzucker misst, kannst du ein Bild davon bekommen, wie gut dein Körper Insulin nutzt, um Zucker aus dem Blut zu entfernen. Erhöhte Blutzuckerwerte könnten auf Insulinresistenz hindeuten, ein Zustand, der oft mit dem Altern einhergeht und das Risiko für Typ-2-Diabetes und andere altersbedingte Krankheiten erhöht.

Doch nicht nur der Blutzucker ist ein wichtiger Biomarker. Forscher wie Dr. Steve Horvath, ein führender Genetiker an der UCLA (University of California, Los Angeles), haben eine epigenetische "Horvath Clock" entwickelt, die das biologische Alter eines Menschen misst. Statt sich auf das chronologische Alter zu verlassen – also die Anzahl der Jahre, die seit deiner Geburt vergangen sind – zeigt die Horvath Clock, wie alt dein Körper biologisch gesehen wirklich ist. Diese Uhr basiert auf der DNA-Methylierung, einem epigenetischen Mechanismus, der die Genaktivität ohne Änderung der DNA-Sequenz beeinflusst. Es ist ein faszinierendes Werkzeug, das uns verrät, ob wir biologisch gesehen jünger oder älter sind als unser tatsächliches Alter.

Ein weiteres spannendes Beispiel für einen Biomarker ist das Protein ApoB, das mit LDL-Cholesterinpartikeln verbunden ist. Es ist ein wichtiger Indikator für das kardiovaskuläre Risiko, das oft im Zusammenhang mit dem Altern steht. Hohe Werte von ApoB können ein Zeichen dafür sein, dass sich zu viel „schlechtes“ Cholesterin in deinem Blut befindet, was das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht. Dies zeigt, wie Biomarker nicht nur für die Forschung, sondern auch für die tägliche Gesundheitsüberwachung von Bedeutung sind.

Biomarker werden auch immer wichtiger, wenn es darum geht, personalisierte Anti-Aging-Therapien zu entwickeln. Verschiedene Unternehmen arbeiten daran, Tests zu entwickeln, die verschiedene Biomarker messen, um maßgeschneiderte Empfehlungen für die Gesundheit und Langlebigkeit zu geben. Diese Tests können alles messen, von Entzündungsmarkern bis hin zur mitochondrialen Gesundheit, und bieten so einen umfassenden Überblick über den aktuellen Gesundheitszustand.

Dr. Eric Verdin, CEO des Buck Institute for Research on Aging, betont, dass die Entwicklung und Nutzung von Biomarkern uns helfen kann, nicht nur das Altern besser zu verstehen, sondern auch gezielte Strategien zu entwickeln, um gesund älter zu werden. Mit präzisen Biomarkern können wir vielleicht eines Tages voraussagen, wie lange wir leben werden und welche Gesundheitsprobleme uns erwarten könnten – und das gibt uns die Möglichkeit, rechtzeitig gegenzusteuern.

Abschließend lässt sich sagen, dass Biomarker wie kleine Wegweiser sind, die uns durch die komplexe Landschaft des Alterns führen. Sie geben uns nicht nur Einblicke in unseren aktuellen Gesundheitszustand, sondern könnten uns auch den Weg zu einer längeren, gesünderen Lebensspanne zeigen.

 

Quellen:

  1. Horvath, S. (2013). DNA methylation age of human tissues and cell types. Genome Biology, 14(10), R115. DOI: 10.1186/gb-2013-14-10-r115
  2. Verdin, E. (2020). The Science of Aging and the Buck Institute. Cell Metabolism, 32(1), 4-5. DOI: 10.1016/j.cmet.2020.06.011
  3. Wang, T. J., et al. (2006). Multiple biomarkers for the prediction of first major cardiovascular events and death. New England Journal of Medicine, 355(25), 2631-2639. DOI: 10.1056/NEJMoa055373
  4. Levine, M. E., et al. (2018). An epigenetic biomarker of aging for lifespan and healthspan. Aging (Albany NY), 10(4), 573-591. DOI: 10.18632/aging.101414

 

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