Anti-Aging - Praktiken, Produkte und Forschung zur Verlangsamung oder Umkehrung des Alterungsprozesses.

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Über Anti-Aging zu Longevity:

Anti-Aging hat seinen Ursprung in den 1980er und 1990er Jahren, als der Fokus hauptsächlich auf der Reduzierung äußerer Zeichen des Alterns wie Falten, schlaffer Haut und Altersflecken lag. Produkte wie Anti-Falten-Cremes, Botox und Kollagenbehandlungen wurden populär und dominierten den Markt. Doch im Laufe der Zeit hat sich der Fokus von Anti-Aging verschoben und ist Teil eines breiteren und wissenschaftlich fundierteren Ansatzes geworden, der heute als Longevity oder Langlebigkeit bekannt ist.

Longevity geht weit über das bloße Äußere hinaus und beschäftigt sich mit den tiefen biologischen Prozessen, die das Altern beeinflussen. Statt nur Falten zu glätten, zielt Longevity darauf ab, das Leben insgesamt zu verlängern und die Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten. Einer der bekanntesten Forscher auf diesem Gebiet ist Dr. David Sinclair von der Harvard Medical School. Er hat gezeigt, dass durch die Aktivierung bestimmter Gene, wie den Sirtuinen und durch die Erhöhung von NAD+ (Nicotinamidadenindinukleotid) das Altern auf zellulärer Ebene verlangsamt werden kann. In seinem Buch "Lifespan: Why We Age – and Why We Don't Have To" beschreibt Sinclair eindrucksvoll, wie seine Forschung zu molekularen Wegen, die das Altern beeinflussen, in der Praxis angewendet werden könnte.

Ein anschauliches Beispiel für den Übergang von Anti-Aging zu Longevity ist die Telomerforschung. Telomere, die schützenden Endkappen der Chromosomen, verkürzen sich mit jedem Zellzyklus. Diese Verkürzung ist einer der Mechanismen, die zum Altern führen. In den frühen Tagen des Anti-Aging wurde versucht, diese Verkürzung kosmetisch zu beeinflussen. Heute hingegen konzentriert sich die Longevity-Forschung darauf, die Telomere durch gezielte medizinische Interventionen zu schützen oder sogar zu verlängern. Die Nobelpreisträgerin Elizabeth Blackburn hat in ihrer Forschung gezeigt, dass ein gesunder Lebensstil, einschließlich regelmäßiger Bewegung und Stressreduktion, die Telomerverkürzung verlangsamen kann. Ihre Arbeit hat die Grundlage für moderne Ansätze in der Longevity-Medizin gelegt.

Ein weiteres Beispiel ist die Anwendung von Kalorienrestriktion und Fasten als Mittel zur Lebensverlängerung. In den 1990er Jahren wurde entdeckt, dass Mäuse, die weniger Kalorien zu sich nahmen, länger lebten. Diese Erkenntnisse wurden zunächst in der Anti-Aging-Industrie genutzt, um Diätpläne zu entwickeln, die das Altern verlangsamen sollten. Heute wissen wir dank der Arbeit von Forschern wie Dr. Valter Longo, dass periodisches Fasten nicht nur das Gewicht reduziert, sondern auch auf zellulärer Ebene wirkt, indem es die Autophagie aktiviert – einen Prozess, bei dem die Zellen beschädigte oder überflüssige Bestandteile abbauen und recyceln. Dies trägt zur allgemeinen Gesundheit und Langlebigkeit bei.

Die Veränderung im Verständnis des Alterns zeigt sich auch in der Art und Weise, wie wir heute über Medikamente nachdenken. Früher konzentrierte sich Anti-Aging auf Hormontherapien und kosmetische Eingriffe. Jetzt erforschen Wissenschaftler Substanzen wie Metformin, ein Diabetesmedikament, das das Potenzial hat, den Alterungsprozess zu verlangsamen. Dr. Nir Barzilai von der Albert Einstein College of Medicine in New York führt derzeit klinische Studien durch, um zu untersuchen, ob Metformin tatsächlich als Anti-Aging-Medikament eingesetzt werden kann. Diese Studien könnten den Weg für eine neue Ära in der Medizin ebnen, in der Medikamente nicht nur Krankheiten behandeln, sondern auch den Alterungsprozess selbst verlangsamen.

Es gibt auch alltägliche Beispiele, die zeigen, wie Longevity in unser Leben integriert wird. So nehmen immer mehr Menschen Resveratrol ein, ein Antioxidans, das in Rotwein vorkommt und in Tierversuchen gezeigt hat, dass es das Leben verlängern kann. Während Anti-Aging-Produkte in den Regalen stehen, die schnelle kosmetische Verbesserungen versprechen, greift die Longevity-Bewegung tiefer: Sie fördert langfristige Gesundheitsstrategien, die darauf abzielen, nicht nur das Leben zu verlängern, sondern auch die Jahre in guter Gesundheit zu verbringen.

Unterschied zwischen Anti-Aging und Longevity:

Der Hauptunterschied zwischen Anti-Aging und Longevity liegt also im Ansatz und Ziel. Anti-Aging fokussiert sich traditionell auf die äußeren Erscheinungen des Alterns und versucht, diese durch kosmetische Produkte und Behandlungen zu bekämpfen. Longevity hingegen hat einen ganzheitlicheren Ansatz und zielt darauf ab, den Alterungsprozess auf zellulärer Ebene zu verlangsamen und die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu maximieren.

Während Anti-Aging oft als kurzfristige Lösung gesehen wird, ist Longevity ein langfristiger Ansatz, der das Leben nicht nur länger, sondern auch gesünder machen soll. Die wissenschaftlichen Fortschritte in der Longevity-Forschung bieten neue Möglichkeiten, das Altern zu verstehen und zu beeinflussen und führen uns weg von rein ästhetischen Lösungen hin zu einer umfassenden Betrachtung der menschlichen Gesundheit.

 

Quellen:

  1. Sinclair, D. A. (2019). Lifespan: Why We Age – and Why We Don't Have To. Atria Books.
  2. Blackburn, E. H., & Epel, E. S. (2017). The Telomere Effect: A Revolutionary Approach to Living Younger, Healthier, Longer. Grand Central Publishing.
  3. Longo, V. D., & Panda, S. (2016). Fasting, circadian rhythms, and time-restricted feeding in healthy lifespan. Cell Metabolism, 23(6), 1048-1059. DOI: 10.1016/j.cmet.2016.06.001
  4. Baur, J. A., & Sinclair, D. A. (2006). Therapeutic potential of resveratrol: the in vivo evidence. Nature Reviews Drug Discovery, 5(6), 493-506. DOI: 10.1038/nrd2060
  5. Barzilai, N., Crandall, J. P., Kritchevsky, S. B., & Espeland, M. A. (2016). Metformin as a Tool to Target Aging. Cell Metabolism, 23(6), 1060-1065. DOI: 10.1016/j.cmet.2016.05.011

 

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