Das Microbiom: ein Schlüssel zur Lebensverlängerung?
Unser Darm enthält die Schlüssel zu Immunsystem, Entzündungsregulation und gesundem Altern
Unser Darm ist weit mehr als nur ein Verdauungsorgan. Billionen von Mikroorganismen, die dort leben – unser Mikrobiom –, beeinflussen als einer Art Ursuppe maßgeblich unser Immunsystem. Auch die Entstehung von Entzündungen und sogar, wie schnell wir altern, wird von dieser Biomasse entscheidend mit gestaltet. Ein in etwa ausgewogenes Mikrobiom kann uns daher möglicherweise vor Krankheiten schützen und sogar den Alterungsprozess verlangsamen. Ein gestörtes Gleichgewicht hingegen hat exakt gegenteilige Effekte und fördert Entzündungen und viele andere chronische Leiden.
Was ist das Mikrobiom?
Das sogenannte Mikrobiom umfasst alle Mikroorganismen, die unseren Darm besiedeln. Es sind vor allem Bakterien. Aber auch Viren, Pilze und Archaeen. Man geht davon aus, dass über 1.000 verschiedene Bakterienarten in unserem Verdauungstrakt leben. Somit kann das gesamte Microbiom bis zu 2 Kilogramm wiegen. Was zunächst wenig ertrebsam klingt, ist jedoch für unsere Gesundheit unverzichtbar: Denn unsere kleinen Helfer fördern nicht nur die Verdauung sondern produzieren auch Vitamine, trainieren unser Immunsystem und schützen somit vor Krankheitserregern. Wir gehen davon aus, dass die Forschung auf diesem Gebiet in den nächsten Jahren zu brauchbaren Ergebnissen in der Longevity-Forschung führen kann.
Mehr dazu u. a. unter Das Mikrobiom - Nur gemeinsam sind wir stark
Wie genau beeinflusst das Mikrobiom unsere Immunfunktion und Entzündungswerte?
Etwa 70–80% aller Immunzellen befinden sich nicht etwa im Blut, sondern im Darm - bzw. im sogenannten darmassoziierten lymphatischen Gewebe (GALT). Dieses feine Netzwerk aus Immunzellen erkennt schädliche Eindringlinge und bekämpft diese umgehend. Nützliche Bakterien dagegen werden toleriert. Ein intaktes Mikrobiom unterstützt das Immunsystem sehr effektiv, indem es die Darmbarriere stärkt und die Produktion von Antikörpern fördert.
Mehr dazu: Verbindung zwischen Immunsystem und Darm stärken
Die Darmschleimhaut und die „Tight Junctions“ (das sind spezialisierte Zellkontakte, die die Epithelzellen der Darmschleimhaut eng miteinander verbinden) zwischen den Zellen sorgen dafür, dass nur erwünschte Stoffe ins Blut gelangen. Gerät das Mikrobiom eines Menschen aus dem Gleichgewicht, kann diese Barriere durchlässig werden. Dieser Effekt wird fachlich als das Leaky-Gut-Syndrom bezeichnet. Dann können Giftstoffe, Bakterienbestandteile und unverdaute Nahrungsreste in den Blutkreislauf gelangen und das Immunsystem ständig reizen. Das fördert i. d. R. systemische Entzündungen und kann zahlreiche Beschwerden verursachen - insbesondere Müdigkeit, Hautprobleme bis hin zu Autoimmunerkrankungen.
Details dazu unter Leaky Gut: Ernährungsplan - SIBO Academy
Silent Inflammation: Der stille Brand im Körper
Eine der größten Gefahren eines gestörten Mikrobioms ist die sogenannte Silent Inflammation – eine chronische, aber oft unterschwellige Entzündung. Oft bleibt diese unbemerkt. Sie entsteht, wenn durchlässige Darmwände (fachlich „Leaky Gut“) ständig kleine Mengen von Bakterienbestandteilen ins Blut lassen. Das Immunsystem reagiert mit einer Daueraktivierung. Wir sind der Meinung, das dies langfristig unser Gewebe schädigen kann und zudem zahlreiche Krankheiten begünstigt– darunter Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und sogar Demenz.
Mehr zu Symptomen und Therapie: Silent Inflammation - Symptome, Ursachen und Behandlung von stillen Entzündungen
Das Mikrobiom und gesundes Altern
Mit zunehmendem Alter verändert sich unser Mikrobiom: Die Vielfalt nimmt ab, nützliche Bakterienarten wie Bifidobacterium und Christensenella werden seltener, während entzündungsfördernde Arten zunehmen. Diese Veränderungen führen zu chronischen Entzündungen und beschleunigen den Alterungsprozess. Infos zu Christensenella als „Langlebigkeitsbakterium“: www.de.wikipedia.org/wiki/Christensenella_minuta
Forschende der Universitäten Kiel und Jena konnten zudem aufzeigen, dass die Stoffwechselaktivität der Darmbakterien im Alter deutlich sinkt – die Mikroben produzieren weniger lebenswichtige Substanzen für den Körper. Besonders spannend: Überträgt man älteren Mäusen das Mikrobiom junger Tiere, altern sie langsamer und bleiben geistig fitter. Umgekehrt beschleunigt ein „altes“ Mikrobiom bei jungen Tieren die Alterung. Dies klingt zwar zunächst etwas unappetitlich, ist aber ein möglicherweise ein unterschätzter Teil einer möglichen Alterungsvorbeugung.
Mehr dazu: www.uniklinikum-jena.de/neuro/Pressemitteilungen/Das+Mikrobiom+beeinflusst+das+Altern-pos-0.html
Mikrobiom, Zellalterung und die „Hallmarks of Aging“
- Das Mikrobiom beeinflusst viele der sogenannten „Hallmarks of Aging“ – die wichtigsten biologischen Merkmale des Alterns. Z. B.:
Mitochondriale Gesundheit: Bestimmte Bakterien produzieren Fettsäuren wie Butyrat, die unsere Zellkraftwerke schützen. Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, wird auch der mitochondriale Zustand beeinflußt. - Epigenetik: Mikrobielle Stoffwechselprodukte können unsere Genaktivität steuern. Zum positiven und zum negativen.
- Stammzellfunktion: Ein gesundes Mikrobiom kann die Regeneration von Geweben erheblich beeinflussen.
- Entzündungsregulation: Dysbiose fördert „Inflamm-Aging“, also die chronische Entzündung im Alter. Hier gilt aus unserer Sicht die klare Gleichung: je besser das Mikrobiom, desto geringer die Entzündungswerte = desto langsamer könnte in der Theorie das Altern verlaufen. Einen Überblick bietet Forschungsgruppen am HZI.
Lebensstilfaktoren: Ernährung, Probiotika, Präbiotika und Stress
Ernährung – der stärkste Hebel, oder: man ist was man isst
- Ballaststoffe (z.B. aus Hafer, Leinsamen, Hülsenfrüchten) werden von unseren „guten“ Darmbakterien gerne als Nahrung akzeptiert. Diese fördern dann die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren, die Entzündungen hemmen können.
- Polyphenole (in Beeren, Nüssen, dunkler Schokolade) unterstützen die Vielfalt des Mikrobioms. Es gilt: ein paar Beeren pro Tag können Ihnen nicht nur den Tag versüßen, sondern auch die Darmflora stärken. Wichtig: NICHT ZU VIEL davon essen…letztlich ist Fruchtzucker auch „nur“ Zucker und gerade bei Beeren liegt der Vorteil in der richtigen Dosierung.
- Fermentierte Lebensmittel (wie Sauerkraut, Kimchi, Kefir) liefern lebende Bakterien, denen man einen positiven Einfluss auf das Mikrobiom zutraut.
- Wenig Zucker und Fertigprodukte: Diese fördern „schlechte“ Bakterien und schaden der Vielfalt.
- Quercetin verbessert das Gleichgewicht in der Darmflora indem es die Anzahl „guter“ Bakterien erhöhen kann. www.nature.com/articles/s41522-024-00626-1
Probiotika und Präbiotika
- Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die gezielt das Gleichgewicht im Darm verbessern können. Studien zeigen positive Effekte etwa bei Lactobacillus rhamnosus GG (Stressreduktion) und Bifidobacterium longum (für Senioren).
- Präbiotika wie Inulin (aus Chicorée oder Topinambur) dienen als Futter für nützliche Bakterien.
- Persönliches Mikrobiom: während es einige allgemeine Regeln zu geben scheint, denke wir bei Xonigen dagegen, dass in Zukunft eine perfekt auf das einzelne Individuum abgestimmt Ernährung die meisten Benefits bieten wird.
Mehr dazu: Probiotika und Präbiotika: Gesunde Darmflora aufbauen
Fasten, Bewegung und Stressmanagement
- Auch Intervallfasten - z.B. das populäre 16:8 System - kann die mikrobielle Vielfalt erhöhen.
- Bewegung fördert im Allgemeinen die Ansiedlung von Bakterien wie Akkermansia muciniphila, die die Darmschleimhaut stärken.
- Stressreduktion ist in jedem Fall essenziell: die besten Ernährung wird nicht viel nützen, wenn Dauerstress schützende Darmbakterien reduziert. Auch Meditation und Achtsamkeit helfen, Entzündungen zu senken. Was nach Hokuspokus klingt, kann durchaus wissenschaftlich gemessen werden.
- Mehr zu Stress und Mikrobiom: Darmbakterien gegen Stress • DGP
Mikrobiom als Ansatzpunkt für Longevity-Strategien
Die gezielte Pflege des persönlichen Mikrobioms gilt als vielversprechende Strategie für gesundes Altern („Longevity“):
- Stuhltransplantationen werden bereits in klinischen Studien als „Verjüngungskur“ für das Mikrobiom getestet. Wie schon oben beschrieben: „klingt“ ein wenig unappetitlich - aber: früher galt eine Bluttransfusion ebenso wenig erstrebenswert - kann jedoch bei großem Blutverlust Leben retten.
- Postbiotika (also gezielt eingesetzte Stoffwechselprodukte von Bakterien) könnten in Zukunft therapeutisch genutzt werden.
- Personalisierte Probiotika auf Basis individueller Mikrobiom-Analysen sind ein weiteres Zukunftsfeld.
- Nahrungsergänzungsmittel wie Quercetin haben laut Studien einen positiven Einfluss auf unser Mikrobiom. In unserem Longevity-Mix All-in-One befinden sich 200mg Quercetin pro Tagesdosis.
Mehr zu neuen Therapien: News HZI - Detailseite
Zusammenfassend kann man sagen:
Unser Darmmikrobiom ist der heimliche und möglicherweise erheblich unterschätzter Dirigent unserer Gesundheit und Langlebigkeit. Es steuert z. B. Immunantworten, bremst Entzündungen und verlangsamt die Zellalterung. Durch eine ballaststoffreiche Ernährung, gezielte Mikrobiom-Pflege, Stressreduktion und Nahrungsergänzungsmittel wie Quercetin können wir dieses innere Ökosystem erheblich stärken. Und dies führt zu einer verbesserten Vitalität im Alter. Die Forschung steht noch am Anfang, doch eines ist klar: Ein gesunder Darm ist eine der besten Anti-Aging-Strategien.