Taurin – Die unterschätzte Aminosäure mit Potenzial für ein längeres und gesünderes Leben?
Taurin: Mehr als nur ein Energydrink-Inhaltsstoff
Die meisten von uns verbinden Taurin mit dem Energydrink-Giganten mit den zwei roten Bullen. Was viele nicht wissen: Taurin gibt es nicht nur in Energydrinks (zum Glück!), sondern auch im menschlichen Körper. Ja, wir können es in der Leber sogar selbst herstellen – aus den Aminosäuren Cystein und Methionin und mit Hilfe von Vitamin B6 (Stipanuk, 2004). Zusätzlich nehmen wir Taurin auch über die Nahrung auf; reichlich davon findet sich in Innereien wie Herz und Leber.
Lange Zeit galt Taurin als unspektakuläre Substanz – bis zu einer Studie im renommierten Fachjournal Science. Die Substanz soll entscheidenden Einfluss auf den Alterungsprozess, die Zellgesundheit und sogar auf die Lebenserwartung haben. Höchste Zeit also zu prüfen, ob uns nicht Taurin statt Energydrinks wirklich Flügel verleihen kann.
Was ist Taurin eigentlich?
Nun aber von Anfang an: Taurin, abgeleitet von lateinisch „taurus“ (Stier), da es erstmals in der Ochsengalle entdeckt wurde, ist eine nicht-proteinogene Aminosäure (Huxtable, 1992). Während der Translation (Biosynthese von Proteinen in den Zellen lebender Organismen) werden diese Aminosäuren nicht in Proteine eingebaut.
Dennoch sorgt Taurin im Körper unter anderem für die Stabilisierung der Zellmembran, wirkt antioxidativ, fördert die Gallenbildung, ist an der Fettverdauung sowie an der Entwicklung des zentralen Nervensystems und des Herzens beteiligt – ein wahrer Alleskönner also (Schaffer et al., 2010).
Schlechte Nachrichten für Vegetarier und Veganer
Taurin ist fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln (Rind, Schwein, Fisch, Milchprodukte, Eier) enthalten und kommt in Pflanzen so gut wie gar nicht vor. Wer auf tierische Produkte verzichtet, ist auf die körpereigene Synthese angewiesen – die allerdings im Alter abnimmt (Laidlaw et al., 1990).
Hoffnung aus der Forschung: Verlängertes Leben bei Mäusen
Jetzt zu den guten Nachrichten: In einer 2023 veröffentlichten Studie im Fachmagazin Science wurde Mäusen ab mittlerem Alter täglich Taurin verabreicht. Diese Mäuse lebten durchschnittlich ca. 12 % länger als ihre Artgenossen ohne Taurin-Booster.
Doch damit nicht genug: „Die Taurin-Mäuse waren schlanker, hatten dichtere Knochen, stärkere Muskeln, sie waren wacher, weniger ängstlich und ihr Immunsystem schien jünger zu sein“, so Professor Vijay Yadav (Singh et al., 2023).
Noch keine eindeutigen Beweise für den Menschen
Oder doch zu früh gefreut? Die vielversprechenden Ergebnisse bei Tieren lassen sich leider nicht 1:1 auf den Menschen übertragen. Hier ist die Datenlage noch nicht eindeutig. Es gibt Hinweise, dass ein niedriger Taurinspiegel mit erhöhten Entzündungswerten, Bluthochdruck und einem höheren Risiko für Typ-2-Diabetes zusammenhängt.
Ob Taurin jedoch wirklich die berühmten „Flügel“ verleiht und das Leben verlängert, ist noch nicht abschließend bewiesen. Das bestätigt auch eine neue Studie des National Institute on Aging (NIH), wonach Taurin sich wohl doch nicht als Biomarker für das Altern eignet und die Übertragbarkeit der Tierdaten auf den Menschen nur begrenzt ist (Turturro et al., 2025).
Wie geht es weiter?
Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Bis dahin müssen wir noch Langzeitstudien am Menschen abwarten, klären, ob Taurin allein oder in Kombination mit anderen Faktoren wirkt und ob bereits für gesunde, jüngere Menschen eine Supplementierung sinnvoll sein kann (Singh et al., 2023).
Nichtsdestotrotz bleibt Taurin weiterhin ein spannender Kandidat in der Longevity-Forschung. Denn auch beim Menschen ist Taurin an vielen biologischen Prozessen beteiligt, einschließlich der Osmoregulation, also der Regulierung des Wasser- und Elektrolythaushalts der Zellen.
Taurin in Nahrungsergänzungsmitteln: Was ist zu beachten?
Aus diesem und den genannten positiven Effekten ist der Wirkstoff auch in unserer Xonigen All-in-One-Lösung enthalten (All-in-One – Täglicher Longevity & Vitality-Mix). Mit 1.000 mg pro Tagesration enthält unser Longevity & Vitality-Mix exakt so viel Taurin wie eine 250-ml-Dose Red Bull – allerdings ohne die 27 Gramm Zucker (das entspricht übrigens neun Würfeln Zucker).
Zur weiteren Einordnung: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt maximal sechs Gramm Taurin pro Tag bei durchschnittlich 60 Kilogramm Körpergewicht. Von Selbstversuchen und dem Zuführen größerer Mengen (über 100 mg/kg Körpergewicht) ist dringend abzuraten – und bitte erst recht nicht zum nächsten Supermarkt rennen und literweise Energydrinks trinken. Die großen Zuckermengen in diesen Getränken verleihen einem alles, aber ganz sicher keine Flügel (Clauson et al., 2008).
Quellen:
* Turturro et al. (2025). PubMed
* Clauson et al. (2008). Safety issues associated with commercially available energy drinks. Journal of the American Pharmacists Association, 48(3), e55–e63.
* Huxtable (1992). Physiological actions of taurine. Physiological Reviews, 72(1), 101–163.
* Laidlaw et al. (1990). The taurine content of common foodstuffs. JPEN, 14(2), 183–188.
* Laidlaw et al. (1988). Plasma and urine taurine levels in vegans. American Journal of Clinical Nutrition, 47(5), 660–663.
* Schaffer et al. (2010). Role of antioxidant activity of taurine in diabetes. Canadian Journal of Physiology and Pharmacology, 88(10), 913–918.
* Singh et al. (2023). Taurine deficiency as a driver of aging. Science, 380(6649), eabn9257.
* Stipanuk (2004). Sulfur amino acid metabolism: pathways for production and removal of homocysteine and cysteine. Annual Review of Nutrition, 24, 539–577.