Autophagie: Ein körpereigenes Recyclingprogramm - und wie wir es zu unseren Gunsten beeinflussen können

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Autophagie: Ein körpereigenes Recyclingprogramm - und wie wir es zu unseren Gunsten beeinflussen können

Autophagie: Ein körpereigenes Recyclingprogramm

Der Begriff Autophagie bezeichnet einen lebenswichtiger Prozess, mit dem unsere Zellen beschädigte oder überflüssige Bestandteile abbauen und wieder verwerten. Sie sorgt dafür, dass defekte Zellteile entsorgt werden und die dadurch entstehenden Ressourcen dem Körper erneut zur Verfügung stehen. Ohne Autophagie würden sich in unseren Zellen zunehmend Abfallprodukte anhäufen, die u. a. zu beschleunigten Alterungsprozessen und Krankheiten führen können.

Doch wie funktioniert Autophagie?

Auf gut deutsch ist Autophagie in etwa vergleichbar mit der Mülltrennung in Ihrem Haushalt. Teile des Hausmülls werden gesammelt, verpackt, verschickt und an anderer Stelle wieder in neuwertige Dinge umgewandekt. Im Körper funktioniert das ähnlich: Alte oder defekte Zellbestandteile werden in kleine “Bläschen” (fachlich Autophagosomen genannt) verpackt und zu einer Art „Verbrennungsanlage“ (fachlich auch Lysosom genannt) gebracht. Dort werden sie „zerlegt, gereinigt, geschliffen, bearbeitet“ und anschließend können diese Segmente im Körper wiederverwendet werden. Naja - so, oder so ähnlich…wir können uns aber darauf einigen, dass der Prozess „so ungefähr“ abläuft, wenn man ihn in wenigen Worten beschreiben möchte. Immerhin: für die Erforschung und Auflistung des kompletten Vorgangs erhielt Yoshinori Ōsumi 2016 den Nobelpreis für Medizin:

The Nobel Prize in Physiology or Medicine 2016 - Press release - NobelPrize.org

Insgesamt kann man sagen, dass die Autophagie in jedem Fall ein eher erstrebenswerter Prozess ist. Das bringt uns zur nachten Frage:

Was löst die Autophagie aus bzw. was können wir machen um diesen Prozess zu verstärken?

Auch das populäre Intervallfasten (z.B. 16:8, also 16 Stunden fasten, 8 Stunden Essenszeit) kann die Autophagie anregen. Das wurde unter anderem auch beim Internationalen Fastenkongress in Berlin “diskutiert”:

2023 – 20. Internationaler Fastenkongress in Berlin

Bewegung ist ein weiterer Faktor: Sportliche Aktivität erhöht möglicherweise den Bedarf an „Reparatur“ in den Zellen und fördert so ebenfalls die Autophagie.

Aber es gibt auch verschiedene Moleküle, die uns bei der Autophagie helfen können:

Quercetin

Quercetin - ein natürlich in Planzen vorkommender Stoff - kann die Autophagie auf natürliche Weise fördern. Es hemmt bestimmte „Signalwege“ (fachlich zum Beispiel PI3K/Akt/mTOR) im Körper, die normalerweise die Autophagie einbremsen. Gleichzeitig aktiviert Quercetin andere Mechanismen (fachlich z. B. AMPK und SIRT1), die diesen Prozess ankurbeln. Das nennt man “win win!”
Dadurch werden wichtige Autophagie-Marker (z. B. LC3-II und Beclin) erhöht und zelluläre Abfallstoffe schneller abgebaut. So unterstützt Quercetin die Zellen dabei, u. a. besser gegen Stress und Schäden gewappnet zu sein.

Studienbeleg
In unserem Longevity-Komplex Xonigen All-in-One befinden sich daher pro Tagesdosis 200 mg Quercetin, um die körpereigenen Autophagie zu unterstützen.

Spermidin

Spermidin - ein natürlicher Stoff aus Lebensmitteln wie gereiftem Käse, Soja oder Weizenkeimen, soll die Autophagie zusätzlich unterstützen können. Studien der Universität Bonn und der Charité Berlin zeigen, dass Spermidin in Tiermodellen die Lebensspanne verlängern und die Gehirnfunktion verbessern kann:

Podiumsdiskussion: Herausforderung Klimawandel – wie wird Hochschule zukunftsfähig?

Charité-Studie: Mit Spermidin gegen COVID-19 - Ernährungsmedizin
Die Supplemierung von Spermdin wird daher in Wissenschaftskreisen durchaus diskutiert. Noch sind die Ergebnisse jedoch nicht eindeutig, da die Bioverfügbarkeit von Spermedin durchaus ein Problem darstellt.

Metformin und Rapamycin

Neben Lebensstilfaktoren gibt es auch Medikamente, die möglicherweise gezielt die Autophagie beeinflussen:

Metformin!?
Metformin ist ein bekanntes Diabetes-Medikament, das in den letzten Jahren auch wegen seiner potenziellen Anti-Aging-Effekte untersucht wird und daher vor allem in der Longevity-Szene bekannt ist. Studien zeigen, dass Metformin die Autophagie über den sogenannten AMPK-Signalweg aktivieren kann und dadurch Zellen widerstandsfähiger gegen Stress und Alterungsprozesse macht. Hier ein paar Beispielstudien:

  • Übersichtsartikel zu Metformin und Autophagie: 
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0753332221000718
  • Metformin fördert Autophagie in menschlichen Immunzellen und verbessert so die Zellgesundheit im Alter:

NCBI - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7217133/
  • Metformin kann in Tumorzellen den programmierten Zelltod über Autophagie auslösen:
https://www.nature.com/articles/s41598-018-37247-6
  • Auch bei Wundheilung im Diabetes-Kontext zeigt Metformin positive Effekte durch Förderung der Autophagie:

NCBI - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39186177/

Rapamycin

Rapamycin (Sirolimus) ist ein Immunsuppressivum, das ursprünglich zur Verhinderung von Organabstoßungen entwickelt wurde. Es blockiert wie z. B. Quercetin das Protein mTOR, das als „Hauptschalter“ für Zellwachstum und -teilung gilt. Wird das Protein mTOR gehemmt, wird die Autophagie aktiviert – ähnlich wie beim Fasten. Auch hier ein paar Beispielstudien:

  • Rapamycin fördert Autophagie und schützt das Herz vor krankhafter Vergrößerung (Kardiomyopathie):

    Frontiers | Rapamycin Inhibits Cardiac Hypertrophy by Promoting Autophagy via the MEK/ERK/Beclin-1 Pathway
  • In Tiermodellen verlängert Rapamycin die Lebensspanne und steigert die Autophagie, insbesondere in Nieren und Herz:

 https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10185870/
  • Rapamycin löst in verschiedenen Zellmodellen gezielt Autophagie aus und kann das Wachstum von Tumorzellen hemmen:

 NCBI - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6265625/
  • Die Kombination von Metformin und Rapamycin verstärkt die Autophagie in Nierenzellen und verbessert die Organfunktion in Tiermodellen:

 NCBI - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10713903/

Metformin und Rapamycin sind beides Medikamente, die in der Longevity-Branche deutliche Beachtung finden. Viele User nehmen beide Wirkstoffe frei nach dem Motto „was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker“  auch ohne Zustimmung von Ärzten ein. Dies kann funktionieren, muss aber nicht.
Denn obwohl beide Medikamente vielversprechend sind, ist die Anwendung außerhalb ihrer zugelassenen Indikationen (z.B. zur Lebensverlängerung) aktuell noch experimentell. Auch Experten wie Dr. Peter Attia betonen, dass es zwar viele Hinweise auf einen Nutzen gibt, aber noch keine endgültigen Empfehlungen für den breiten Einsatz beim Menschen:

Peter Attia’s Stance On Touted Longevity Interventions: Rapamycin, Metformin, Resveratrol, and Fasting

Warum ist Autophagie überhaupt so wichtig?

  • Grundsätzlich schützt die Autophagie unsere Zellen vor Schäden und trägt dazu bei, dass wir gesund altern. Sie spielt eine Rolle bei:
    Der Alterung: Mit zunehmenden Alter nimmt die Autophagie leider steig ab, was zu Zellschäden und Funktionsverlust führen kann.
  • Neurodegeneration: Störungen der Autophagie stehen im Zusammenhang mit Alzheimer, Parkinson und anderen Erkrankungen des Nervensystems (Charité-Studie).
  • Unser Stoffwechsel: Autophagie hilft, den Blutzucker zu regulieren und Fettreserven effizienter zu nutzen.

Wie kann ich meine Autophagie im Alltag fördern?

  • Durch Regelmäßiges (Intervall-)Fasten: Schon 12–16 Stunden Essenspause pro Tag können helfen, die Autophagie anzukurbeln.
  • Spermidinreiche Ernährung: Setzen Sie auf gereiften Käse, Soja, Pilze und Weizenkeime.
  • Supplementierung von Quercetin: Zum Beispiel mit unserem Xonigen All-in-One.
  • Bewegung: Sportliche Aktivität unterstützt die zelluläre Reinigung.
  • Stressreduktion: Chronischer Stress hemmt die Autophagie.

Welche Risiken gibt es dabei?

Fasten ist für gesunde Erwachsene meist sicher, sollte aber bei bestimmten Erkrankungen (z.B. Diabetes, Essstörungen, Schwangerschaft) nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen. Auch Nahrungsergänzungsmittel zur Lebensverlängerung sollten nicht ohne medizinische Begleitung erfolgen. Vor allem bei Selbstversuchen mit Metformin und Rapamycin ist in jedem Fall Vorsicht geboten. Obwohl es teilweise ermutigende Einschätzungen gibt, ist hier in jedem Fall auch mit Nebenwirkungen zu rechnen und man muss sich bewußt sein, dass man sich auf experimenteller Ebene bewegt.

Fazit

Autophagie ist das körpereigene Recyclingprogramm, das entscheidend zur Zellgesundheit und zum Schutz vor Alterung und Krankheiten beiträgt. Fasten, Bewegung und bestimmte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel wie Quercetin können diesen Prozess fördern. Auch Medikamente wie Metformin und Rapamycin zeigen großes Potenzial, sind aber außerhalb ihrer ursprünglichen Einsatzgebiete noch nicht für die breite Anwendung zur Lebensverlängerung zugelassen. Wer Autophagie also gezielt fördern möchte, sollte dies am besten in Absprache mit medizinischen Fachleuten tun.

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