Inflammaging: Chronische, niedriggradige Entzündungen, die mit dem Altern verbunden sind.

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Inflammaging, eine Wortschöpfung aus "Inflammation" (Entzündung) und "Aging" (Altern), beschreibt eine stille, aber weit verbreitete Bedrohung, die mit dem Älterwerden einhergeht. Es handelt sich dabei um eine chronische, niedriggradige Entzündung, die über Jahre hinweg im Körper schwelt und schleichend Schäden anrichtet. Anders als akute Entzündungen, die eine rasche und sichtbare Reaktion auf Verletzungen oder Infektionen darstellen, sind die entzündlichen Prozesse bei Inflammaging subtiler, aber auch anhaltender. Diese unbemerkte Dauerentzündung ist eng mit einer Vielzahl von altersbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Alzheimer und sogar Krebs verbunden.

Das Konzept des Inflammaging wurde erstmals von Claudio Franceschi, einem italienischen Gerontologen, in den frühen 2000er Jahren geprägt. Er erkannte, dass das Immunsystem im Laufe des Lebens weniger effizient wird und gleichzeitig eine Überaktivierung der Entzündungsmechanismen zeigt. Dies führt zu einem paradoxen Zustand, in dem der Körper ständig auf eine Art von "falschem Alarm" reagiert, was zu chronischen Entzündungen führt, die langfristig Gewebe und Organe schädigen können.

Die Ursachen von Inflammaging sind vielfältig und umfassen sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren. Eine Schlüsselrolle spielt das Immunsystem, das im Alter weniger effizient Pathogene bekämpft, aber gleichzeitig entzündliche Signale sendet, die zu Gewebeschäden führen können. Ein weiterer wichtiger Faktor ist der oxidative Stress, der durch freie Radikale verursacht wird und entzündliche Reaktionen im Körper fördert. Zudem tragen ein ungesunder Lebensstil, wie schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und chronischer Stress, erheblich zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Inflammaging bei.

Interessanterweise haben Forscher wie David Furman von der Stanford University gezeigt, dass Inflammaging nicht nur ein Begleiter des Alters ist, sondern aktiv den Alterungsprozess vorantreibt. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die weniger Entzündungsmarker im Blut aufweisen, im Durchschnitt gesünder altern und eine höhere Lebenserwartung haben. Dies hat zu einem wachsenden Interesse an Anti-Inflammaging-Strategien geführt, die darauf abzielen, diese chronischen Entzündungen zu reduzieren.

Eine solche Strategie ist die Optimierung der Ernährung. Lebensmittel, die reich an Antioxidantien sind, wie Beeren, grünes Blattgemüse und Nüsse, können entzündungshemmende Wirkungen haben. Auch regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Rauchen können dazu beitragen, die Entzündungsreaktionen im Körper zu dämpfen. Darüber hinaus wird die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren, die in Fischöl vorkommen, als eine der wirksamsten Methoden zur Bekämpfung von Inflammaging angesehen. Omega-3-Fettsäuren wirken, indem sie die Produktion von entzündungsfördernden Substanzen im Körper reduzieren.

Die Erforschung von Inflammaging hat in den letzten Jahren zu einer tieferen Erkenntnis geführt, wie eng Entzündungen mit dem Alterungsprozess verbunden sind. Zukünftige Therapien könnten sich darauf konzentrieren, diese Entzündungsprozesse gezielt zu modulieren, um nicht nur altersbedingte Krankheiten zu verhindern, sondern auch die Lebensqualität im Alter zu verbessern.

 

Quellen:

  1. Franceschi, C., & Campisi, J. (2014). Chronic inflammation (inflammaging) and its potential contribution to age-associated diseases. The Journals of Gerontology: Series A, 69(Suppl 1), S4-S9. DOI: 10.1093/gerona/glu057.
  2. Furman, D., Chang, J., Lartigue, L., Bolen, C. R., Haddad, F., Gaudilliere, B., ... & Davis, M. M. (2017). Expression of specific inflammasome gene modules stratifies older individuals into two extreme clinical and immunological states. Nature Medicine, 23(2), 174-184. DOI: 10.1038/nm.4267.
  3. Salminen, A., Ojala, J., Kaarniranta, K., & Kauppinen, A. (2012). Mitochondrial dysfunction and oxidative stress regulate inflammasome activation: impact on the aging process and age-related diseases. Cellular and Molecular Life Sciences, 69(18), 2999-3013. DOI: 10.1007/s00018-012-0962-0.

 

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