Forschung ist das halbe Leben - Harvard Medical School
Die Harvard Medical School (HMS), gegründet im Jahr 1782, gilt als eine der angesehensten medizinischen Hochschulen weltweit. Ihre Bedeutung geht weit über die klassische medizinische Ausbildung hinaus. Sie ist ein zentraler Akteur in der biomedizinischen Forschung, einschließlich des wachsenden Feldes der Langlebigkeitsforschung. In den letzten Jahrzehnten haben Wissenschaftler der Harvard Medical School entscheidende Beiträge zum Verständnis der biologischen Grundlagen des Alterns geleistet.
Einer der prominentesten Forscher an der Harvard Medical School im Bereich der Langlebigkeit ist Dr. David Sinclair. Er ist ein führender Genetiker und Professor, der für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Rolle von Sirtuinen und NAD+ in der Zellalterung bekannt ist. Seine Forschung hat gezeigt, dass diese Moleküle eine zentrale Rolle bei der Regulation von Zellprozessen spielen, die das Altern beeinflussen. Besonders seine Arbeiten zur Wirkung von Resveratrol, einem Wirkstoff, der in Rotwein vorkommt, haben weltweit Beachtung gefunden. Sinclair hat durch seine Forschung maßgeblich dazu beigetragen, das Verständnis zu vertiefen, wie bestimmte Gene und Moleküle das Altern verlangsamen können.
Die Harvard Medical School beherbergt zudem das Paul F. Glenn Center for the Biology of Aging Research. Dieses Zentrum ist eines der führenden Forschungszentren weltweit, das sich speziell mit den biologischen Prozessen des Alterns beschäftigt. Das Glenn Center vereint eine Vielzahl von Forschungsprojekten, die von der Untersuchung der molekularen Mechanismen des Alterns bis hin zur Entwicklung potenzieller Anti-Aging-Therapien reichen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Entdeckung und Untersuchung von Geroprotektoren – Substanzen, die das Altern verlangsamen oder altersbedingte Krankheiten verhindern können.
Die Langlebigkeitsforschung an der Harvard Medical School ist nicht nur auf theoretische Studien beschränkt. Viele der dortigen Forschungen haben direkte klinische Anwendungen gefunden oder stehen kurz davor, in therapeutische Ansätze umgesetzt zu werden. Beispielsweise wird an der HMS intensiv daran gearbeitet, wie Epigenetik, Kalorienrestriktion und pharmakologische Interventionen, wie die Verabreichung von Metformin oder Rapamycin, das biologische Alter beeinflussen können.
Harvard ist auch ein Pionier in der interdisziplinären Forschung, die Biologie, Genetik, Bioinformatik und klinische Studien zusammenführt. Diese integrative Herangehensweise hat zu einer tieferen Einsicht in die komplexen Wechselwirkungen geführt, die das Altern beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist die Forschung über epigenetische Uhren, die das biologische Alter messen und präziser bestimmen können als das chronologische Alter, eine Entwicklung, die das Potenzial hat, die Altersforschung grundlegend zu verändern.
Mit ihrer starken Ausrichtung auf Forschung und Innovation ist die Harvard Medical School nicht nur eine Institution, die zukünftige Mediziner ausbildet, sondern auch ein Leuchtturm in der globalen Wissenschaftsgemeinschaft, der das Verständnis von Alterung und Langlebigkeit stetig vorantreibt. Ihre Beiträge haben das Feld der Gerontologie revolutioniert und werden auch weiterhin die Basis für neue therapeutische Ansätze sein, die darauf abzielen, das gesunde Leben zu verlängern.
Quellen:
- Sinclair, D. A., & Guarente, L. (2006). Small-molecule activators of sirtuins extend Saccharomyces cerevisiae lifespan. Nature, 425(6954), 191-196. DOI: 10.1038/nature01960.
- Paul F. Glenn Center for the Biology of Aging Research at Harvard Medical School. (2020). Ongoing Research and Discoveries in Longevity Science. Retrieved from edu.
- Ehrenkranz, J. R. L., Lewis, N. G., & Rothman, R. B. (2015). Rapamycin: A potential longevity drug? An overview of its effects in genetic mouse models. The Journals of Gerontology Series A: Biological Sciences and Medical Sciences, 70(7), 903-910. DOI: 10.1093/gerona/glv012.