Geroprotektoren: Substanzen, die das Altern verlangsamen und altersbedingte Krankheiten verhindern sollen.

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Neue Schutzschilde entdeckt: Geroprotektoren

Geroprotektoren sind eine Klasse von Substanzen, die in der Anti-Aging- und Longevity-Forschung besondere Aufmerksamkeit erhalten. Ihr Hauptziel ist es, den biologischen Prozess des Alterns zu verlangsamen und altersbedingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen und Krebs zu verhindern. Die Idee hinter Geroprotektoren ist nicht nur, die Lebensspanne zu verlängern, sondern auch die „Healthspan“ – die Zeitspanne des Lebens, in der eine Person gesund und frei von chronischen Krankheiten ist.

Einer der bekanntesten Geroprotektoren ist das Medikament Metformin, das ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurde. Forscher wie Dr. Nir Barzilai vom Albert Einstein College of Medicine haben Metformin intensiv untersucht und festgestellt, dass es auch positive Effekte auf die Verlängerung der Lebensdauer haben könnte. In Tiermodellen und epidemiologischen Studien beim Menschen zeigte sich, dass Metformin nicht nur den Blutzuckerspiegel reguliert, sondern auch entzündungshemmende Effekte hat und die Aktivität von AMPK (AMP-aktivierte Proteinkinase) steigert, einem Enzym, das mit Langlebigkeit assoziiert wird. Eine groß angelegte Studie, bekannt als TAME (Targeting Aging with Metformin), soll in den kommenden Jahren klären, ob Metformin tatsächlich das Altern beim Menschen verlangsamen kann.

Ein weiteres vielversprechendes Beispiel für einen Geroprotektor ist Rapamycin, ein Medikament, das ursprünglich zur Verhinderung von Abstoßungsreaktionen bei Organtransplantationen eingesetzt wurde. Rapamycin wirkt, indem es den mTOR-Signalweg hemmt, der Zellwachstum und -proliferation reguliert. Studien haben gezeigt, dass die Hemmung dieses Signalwegs die Lebensdauer von Mäusen signifikant verlängern kann. Der Wissenschaftler Dr. Matt Kaeberlein von der University of Washington hat eine Reihe von Studien zu Rapamycin durchgeführt und festgestellt, dass es auch die kognitive Funktion und die Herzgesundheit bei älteren Tieren verbessert.

Ein weniger bekanntes, aber genauso interessantes Beispiel ist das Flavonoid Fisetin, das in Früchten wie Erdbeeren und Äpfeln vorkommt. Fisetin hat sich in Studien als senolytisches Mittel erwiesen, das heißt, es kann seneszente Zellen – auch als „Zombie-Zellen“ bekannt – eliminieren, die sich nicht mehr teilen, aber weiterhin entzündungsfördernde Signale aussenden. Diese Zellen tragen erheblich zum Alterungsprozess und zu altersbedingten Krankheiten bei. Forscher wie Dr. James Kirkland von der Mayo Clinic haben gezeigt, dass die Entfernung dieser Zellen durch Geroprotektoren wie Fisetin die Gesundheit im Alter verbessern und die Lebensdauer verlängern kann.

Geroprotektoren stehen im Zentrum einer breiteren Debatte darüber, wie wir das Altern verstehen und behandeln sollten. Anstatt sich ausschließlich auf die Behandlung einzelner Krankheiten zu konzentrieren, bieten Geroprotektoren einen systemischen Ansatz, der darauf abzielt, die biologischen Grundlagen des Alterns selbst zu adressieren. Ein Beispiel aus dem Alltag könnte die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sein, die als Geroprotektoren wirken, wie z.B. Resveratrol, ein Antioxidans, das in Rotwein vorkommt und ähnliche positive Effekte auf die Langlebigkeit haben soll. Während Resveratrol noch in vielen Studien untersucht wird, könnte es in Zukunft zu den allgemeinen Präventionsmaßnahmen gegen altersbedingte Krankheiten zählen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Forschung zu Geroprotektoren ein aufregendes Feld ist, das potenziell transformative Auswirkungen auf die Medizin und unser Verständnis des Alterns haben könnte. Die Kombination aus pharmakologischen Interventionen und Lebensstilmodifikationen, die durch Geroprotektoren unterstützt werden, könnte dazu beitragen, dass wir nicht nur länger leben, sondern diese zusätzlichen Jahre auch in Gesundheit und Vitalität verbringen.

 

Quellen:

  1. Barzilai, N., Crandall, J. P., Kritchevsky, S. B., & Espeland, M. A. (2016). Metformin as a Tool to Target Aging. Cell Metabolism, 23(6), 1060-1065. DOI: 10.1016/j.cmet.2016.05.011.
  2. Kaeberlein, M., & Rabinovitch, P. S. (2015). Rapamycin and aging: a dual-targeting approach for treating age-related diseases. Science Translational Medicine, 7(282), 282fs13. DOI: 10.1126/scitranslmed.aaa3516.
  3. Yousefzadeh, M. J., Zhu, Y., McGowan, S. J., Angelini, L., Fuhrmann-Stroissnigg, H., Xu, M., ... & Kirkland, J. L. (2018). Fisetin is a senotherapeutic that extends health and lifespan. EBioMedicine, 36, 18-28. DOI: 10.1016/j.ebiom.2018.09.015.

 

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